Wie alle alles hören: Mit dem Roger Multimedia Hub und HDMI-Splitter zur inklusiven Mediennutzung im Klassenzimmer
In der Grundschule unserer Tochter werden regelmäßig Medieninhalte über einen Fernseher im Klassenzimmer gezeigt – zum Beispiel Lehrfilme oder Präsentationen. Der Ton kommt dabei über die integrierten Lautsprecher des Fernsehers. Die Lehrkraft streamt die Inhalte über ein Apple TV.
Hier beginnt die Herausforderung:
- Wie können alle Kinder im Klassenzimmer die Inhalte gut hören – ohne dass der Ton unangenehm laut eingestellt werden muss?
- Und wie gelingt es, dass auch Kinder mit Cochlea-Implantaten den Ton klar und ohne große Anstrengung verstehen können?
Die Lautsprecher vieler Fernseher liefern oft nur eine mittelmäßige Tonqualität. Für Kinder mit CI ist das ein echtes Problem: Sie sind auf möglichst klare Tonübertragung angewiesen. Störgeräusche im Klassenraum – sogenannter Störschall – erschweren das Verstehen zusätzlich. Das macht es besonders bei längeren Medieninhalten sehr anstrengend, dem Unterricht zu folgen.
In diesem Artikel zeige ich, wie wir mit einer (einfachen) technischen Lösung – dem Phonak Roger Multimedia Hub in Kombination mit einem HDMI-Splitter – eine inklusive Hörumgebung schaffen konnten: für unsere Tochter mit CI und ihre normal hörenden Mitschülerinnen und Mitschüler.
Skizze der Ausgangssituation
Wie bereits beschrieben ist der Klassenraum mit einem Fernseher ausgestattet, über den das Audiosignal in die in den Klassenraum gegeben wird.
Skizze des Ziels
Das Audio Signal für die gesamte Klasse soll bestehen bleiben, wie es aktuell ist. Zusätzlich soll das Audiosignal ausgekoppelt werden und in den Roger Multimedia Hub (3,5" Klinkeanschluss) umgeleitet werden. Von hier aus wird es dann drahtlos auf die Roger-Empfänger der Hörlösung (z.B. den R20 Empfänger bei Cochlear HDO Prozessoren) übertragen.
Zum Ziel mit Beharrlichkeit und geballter Kraft
Du hast dich sicher beim Lesen der Einleitung schon gefragt: warum ist eigentlich das Wort einfachen in Klammern gesetzt. Die Idee und die Lösung sind denkbar einfach, der Weg dahin war schwer. Damit ihr schneller zum Ziel kommt gibt es diesen Artikel.
Technik (HDMI-Splitter)
Zwischen dem Fernseher und dem Apple TV besteht eine Verbindung über ein HDMI-Kabel. Dieses überträgt sowohl Bild als auch Ton – allerdings in digitaler Form. Der Phonak Roger Multimedia Hub hingegen verfügt nur über einen analogen 3,5-mm-Klinkenanschluss.
Um das Audiosignal aus dem HDMI-Signal herauszulösen und dem Roger Multimedia Hub zugänglich zu machen, benötigen wir einen sogenannten HDMI-Audio-Splitter. Solche Geräte gibt es in vielen Varianten im Handel. Sie wandeln das HDMI-Eingangssignal in ein HDMI-Ausgangssignal um und stellen das Tonsignal zusätzlich separat über eine Klinke- oder Cinchbuchse zur Verfügung. Wichtig: Das Audio-Signal muss weiterhin an den Fernseher weitergeleitet werden und zusätzlich auch an der Audiobuchse anliegen. Bei den getesteten Geräten war dies der Fall.
Wir haben sowohl ein günstiges No-Name-Gerät als auch ein Modell der Firma Lindy getestet – beide funktionierten einwandfrei. Grundsätzlich sollten die meisten handelsüblichen HDMI-Audio-Splitter für diesen Zweck geeignet sein.
Ein Wort zur Anschaffung des HDMI-Splitters: in unserem Fall haben wir die Geräte aus eigener Tasche bezahlt. Eventuell besteht die Möglichkeit die Geräte auch über inklusive Fördermittel zu beschaffen.
Inbetriebnahme
Nachdem wir die Ausgangssituation, die Zielsetzung und die technischen Grundlagen nun beleuchtet haben, geht es im nächsten Schritt darum, das Ganze auch in der Praxis umzusetzen.
Zu Hause verlief der erste Test vielversprechend: Mit einem Laptop und einem Fire TV Stick funktionierte das Setup nach korrekter Verkabelung reibungslos – Bild und Ton wurden wie gewünscht wiedergegeben, auch das Signal an den Roger Multimedia Hub kam an.
Doch beim Aufbau in der Schule traten unerwartete Probleme auf. Trotz identischer Verkabelung kam am Fernseher zunächst kein Signal an.
Was folgte, war eine längere Phase der Fehlersuche – die Details erspare ich euch an dieser Stelle. Stattdessen hier die wichtigsten Erkenntnisse aus der Praxis:
- Kontakt zum Schulträger ist essenziell: In unserem Fall das Amt für Schule. Ihm gehören die eingesetzten Geräte – und dort können technische Einstellungen angepasst werden, auf die man als Elternteil keinen direkten Zugriff hat.
- Geduld beim Aufbau lohnt sich: Nach dem Einschalten der Geräte dauerte es ein bis zwei Minuten, bis das System sich „gefunden“ hatte. Danach funktionierte es zuverlässig bei jedem weiteren Einschalten.
- Mögliche technische Einschränkungen beachten: Es kann sein, dass schulische Geräte bestimmte Zugriffsbeschränkungen haben, z. B. HDMI-Schutzmechanismen (HDCP) oder gesperrte Audioausgänge. Diese können meist nur vom IT- oder Verwaltungspersonal deaktiviert werden.
- Ein Netzwerk engagierter Personen ist Gold wert: In unserem Fall halfen viele Hände mit – die Klassenlehrerin, die Frühförderin, der Hausmeister, ein technisch versierter Hörgeräteakustiker-Meister und das Amt für Schule. Ohne ihr gemeinsames Engagement wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen.
Von der ersten Idee bis zur funktionierenden Lösung verging einige Zeit – geprägt von technischen Herausforderungen, Abstimmungen und viel Kommunikation. Aber mit Ausdauer, Beharrlichkeit und der Unterstützung aller Beteiligten haben wir das Ziel erreicht.
Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben. Es ist ermutigend zu sehen, wie viel möglich ist, wenn Menschen sich gemeinsam für mehr Inklusion einsetzen.
Hinweise:
Autor: Christoph Dietzschold
Bilder:
- Christoph Dietzschold
Dieser Artikel ist nur online erschienen.